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Filmreihe in alten Dorfkirchen "Starke Stücke - Berührt und diskutiert“

Auftakt "Starke Stücke" mit "Kaddisch für einen Freund" am Freitag, 12. August 2016, 19:30 Uhr in der Kirche Bibow (NWM)

Zum 5. Mal bringt die Reihe STARKE STÜCKE Berührt und diskutiert emotional berührende und kontroverse Filme auf die Leinwand und ins offene Gespräch. Der Eröffnungsfilm „Kaddisch für einen Freund“ läuft am Freitag, 12. August, in der Dorfkirche Bibow (Landkreis Nordwestmecklenburg). „Unser Förderverein und die Kirchengemeinde laden alle Filminteressierte herzlich ein“, sagt Barbara Reimer. „Beginn ist um 19.30 Uhr, anschließend findet ein Filmgespräch statt.“ Anstelle eines Eintrittsgeldes werde um eine Spende zur Deckung der Kosten gebeten.

Zum Inhalt: Authentisch und mit viel Sympathie für seine Figuren erzählt Leo Khasin in seinem Regiedebüt die Geschichte einer intensiven Freundschaft zwischen zwei ungleichen Helden im Berlin von heute. Zwei Migranten, ein junger Palästinenser und ein alter russischer Jude, zwei Angehörige unterschiedlicher Generationen, Kulturen und Religionen, lernen sich unter widrigen Umständen kennen. Der palästinensische Flüchtlingsjunge muss Wiedergutmachung bei dem jüdischen Rentner leisten, um die Abschiebung seiner Familie aus Deutschland zu verhindern. Am Ende siegt die Freundschaft über religiöse Dogmen. Eine Geschichte von Schuld und Vergebung mit einer positiven Botschaft für alle, die an das Miteinander und an die „Kunst der Versöhnung“ glauben.

So wie in Bibow werden die Filme vor allem in alten Dorfkirchen gezeigt - auch um das kulturelle Angebot im ländlichen Raum zu stärken. Veranstalter der Kino-Gesprächsreihe ist der Evangelisch-Lutherische Kirchenkreis Mecklenburg, der dafür mit dem Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis, dem Projekt „Kirche stärkt Demokratie“ und der Filmland Mecklenburg-Vorpommern gGmbH kooperiert. Unterstützt wird das Projekt von der Mecklenburgischen und Pommerschen Kirchenzeitung, dem Bundesministerium des Innern und dem Programm „Zusammenhalt durch Teilhabe“.

 

Die nächsten Vorführungen:

Donnerstag, 25. August 2016, 19:30 Uhr: "Im Himmel unter der Erde", Pfarrscheune Wattmannshagen

Im Himmel unter der Erde. von Britta Wauer (Deutschland 2011)

Der jüdische Friedhof Weißensee: Der größte jüdische Friedhof Europas als spannender Spaziergang durch deutsche Geschichte, verwunschener Ort der Erinnerung und des Lebens.
Durch die Erinnerungen Einzelner wird der Zuschauer in eine Zeit geführt, in der ein Ort sichtbar wird, der heute noch für viele Menschen aus der ganzen Welt Leben bedeutet. Wie durch ein Wunder blieb der Friedhof beispielsweise während der Verfolgungsjahre in jüdischer Selbstverwaltung und bot u.a. Jugendlichen Schutz und Freiraum. Hier durften sie lachen, spielen, sich verlieben. Was wir auf dem
Friedhof finden, ist jüdische Geschichte, die zugleich Berliner und deutsche Geschichte ist -  abgeschlossen aber ist sie nicht.

Donnerstag, 1. September 2016, 19:00: "Troubled water", Kirche Klütz

"Troubled water" von Erik Poppe (Norwegen 2008)
Als Teenager soll Thomas den Tod eines Kindes verschuldet haben. Nach acht Jahren wird er aus der Haft entlassen und nimmt unter neuem Namen in seiner Heimatstadt in der Kirche eine Stelle als Orgelspieler an. Doch noch immer plagen ihn Schuldgefühle. Nach einiger Zeit findet er aber bei der Pastorin Anna und ihrem kleinen Sohn Jens wieder neuen Lebensmut. Eines Tages erkennt ihn Agnes,
die Mutter des toten Kindes, wieder. Diese wird, wie Thomas, seit damals von ihren Erinnerungen geplagt.
Thematisiert werden im Film existentielle Fragen: Was ist Schuld? Hat jeder eine zweite Chance verdient? Wann findet Vergebung statt? Kann Gutes aus Bösem entstehen?
 

Freitag, 2. September 2016, 19:00 Uhr: "Taxi Teheran", Kirche Franzburg

Taxi Teheran, Spielfilm, Regie: Jafar Panahi, Drehbuch: Jafar Panahi, Iran 2014
Durch die Straßen Teherans fährt ein Taxi und sammelt Passagiere auf: eine Lehrerin und einen Mann, die über die Todesstrafe streiten, einen Videohändler, der illegale Kopien von westlichen Filmen verkaufen will, zwei ältere Frauen, die voller Aberglaube zwei Goldfische zu einer Quelle bringen, um ihr Leben zu retten, einen Mann, der bei einem Unfall verletzt wurde und von seiner panischen Frau ins Krankenhaus gebracht wird. Taxifahrer ist der Regisseur Jafar Panahi selbst, der seinen Fahrgästen mit Humor und Verständnis begegnet. Schließlich holt er seine vorlaute Nichte von der Schule ab, die selbstbewusst auf einem Frappuccino besteht und mit ihm über ein schulisches Kurzfilmprojekt debattiert. Zu ihnen steigt eine befreundete Rechtsanwältin, die über Hungerstreiks und die Haftbedingungen in iranischen Gefängnissen spricht. Am Ende verlässt Panahi mit seiner Nichte das Taxi. Sofort brechen Unbekannte das Auto auf und stehlen die Kamera und die von ihr aufgezeichneten Bilder.
Jafar Panahi ist von der iranischen Justiz 2010 zu einer Haftstrafe und zu 20 Jahren Berufsverbot verurteilt worden - ein Akt der Zensur gegenüber einem kritischen, international gefeierten Filmemacher. „Taxi Teheran“ ist der dritte Film, den der Regisseur trotz dieser Restriktionen gedreht hat. Das Taxi wird zum Studio, manches wirkt wie zufällig und alltäglich, anderes kunstvoll inszeniert. So entstand ein einzigartiges Dokument über das Leben in der iranischen Gesellschaft, das aktuelle Gesellschaftskritik und existentielle Fragen nach dem Sinn des Lebens miteinander verbindet. Das Taxi wird zum geschützten Raum eines Widerstands gegen politische und kulturelle Unterdrückung. Hier kommt zur Sprache, was die Menschen tatsächlich beschäftigt. Mit Mut und Witz verknüpft Panahi Wirklichkeit und Phantasie so, dass die vielfältig subversiven Seiten des Alltags sichtbar werden. „Taxi Teheran“ lebt aus der Menschlichkeit und künstlerischen Freiheit, die der Repression abgerungen wurden.